Donnerstag, 9. Februar 2012

So hat es begonnen ...

Entstehungsgeschichte der Gold– und Riegelhaubengruppe


Am 10. Oktober 1996 haben 13 Frauen verschiedener Altergruppen begonnen, ihre eigene Goldhaube zu sticken. 
Franziska Rettenbacher erklärt den Kursteilnehme rinnen das Sticken des „laufenden Hundes“

Unterstützt wurden Sie dabei von der Trachtenberaterin des Bezirks Niederbayern, Frau Franziska Rettenbacher, die den Frauen in vielen Stunden jeden einzelnen Handgriff zeigte und mit Rat und Tat zur Seite stand, wenn es Fragen gab oder mal etwas nicht so gelingen wollte. Sie war es auch, die die Materialien zusammenstellte und besorgte und beim Befestigen der gestickten Teile auf einem Drahtgestell Hand angelegt hat, damit die Haube perfekt sitzt und bequem getragen werden kann.
Nach fast 600 Stunden in tensiver Arbeit und mit viel Liebe zum Detail waren am 3. Juli 1997 die ersten Prachtstücke fertig.
Mittelteil des Goldhaubenbandes




Die Goldhaube wird zusammengefügt,
Rosa Glück verliert zum „Glück“ keine Nadel

Marianne Ganghofer (links) und Marianne Aigner beim Zusammensetzen 
der Goldhaube auf Drahtgestell















 Sehr oft haben die Frauen in den Monaten des Stickens gesagt: „Die Goldhaube wird ein Schmuckstück in der Glasvitrine sein!“





Ein Pressebericht über den Stickkurs tat der breiten Öffentlichkeit kund, welch wertvollen Beitrag die
Frauen mit der Anfertigung der Goldhauben zur Erhaltung des Kulturgutes der Ahnen geleistet haben. Beim Abschlussabend im Café Hierzegger ließen wir die schönen gemein samen Stunden des Stickkurses Revue passieren. An diesem Tag besuchte uns die Kreisbäuerin Maria Maierhofer aus Reut bei Simbach/Inn mit zwei Goldhauben frauen im vollen Feststaat.  Die frischgebackenen Goldhaubenbesitzerinnen waren begeistert.
Die Teilnehmerinnen des Goldhauben-Stickkurses freuen sich über das fertige Kulturgut Goldhaube 
(Franziska Rettenbacher, links, Annemarie Hecker die Initiatorin des Kurses, rechts)

Abschluss des Goldhaubenstickkurses im Juli 1997 im Schulungsraum des Arnstorfer Rathauses mit Dr. Friedrich Audebert, Vorsitzender des Vereins der Heimatfreunde im Landkreis Rottal-Inn und mit Franziska Retten bacher (2.v.li). Dr. Audebert bedankte sich bei der Gruppe für die Wieder belebung des Kulturgutes Goldhaube mit einem Präsent.


Als Initiatorin des Stickkurses hatte ich nun die schwere Aufgabe, die 13 Frauen davon zu überzeugen, dass die Goldhaube nicht in den Glas schrank gehört, sondern auf die Köpfe der Besitzerinnen und bei weltlichen und kirchlichen Festen getragen werden muss. Um das stilgerecht tun zu können, hieß es, nun das Gewand zu nähen, Schuhe, weiße Strümpfe, Wiener Schal, Schirm, Körberl und Tasche  nach und nach an zu schaffen. Das war natürlich wieder mit einem großen zeitlichen und nicht ganz unerheblichem finanziellen Aufwand verbunden. Ein weiterer Kurs würde fällig sein. Nach einigen Minuten Bedenkzeit hatten meine Argu mente gesiegt und es wurde ein Termin zum gemeinsamen Stoffkauf festgelegt. Am 2. November 1997 begann der Nähkurs für das Goldhaubengwand. Kursleiterin war die Trachtenschneiderin Marianne Flieger. Am 2. März 1998 vollendeten wir die Näharbeit und waren jetzt stolze Trägerinnen eines Festkleides zur Goldhaube. Die Goldhaubengruppe wurde glücklicher weise als Kulturträger des ländlichen Raumes an erkannt und von der Europäischen Union und dem Freistaat Bayern gefördert. Dadurch war es möglich ohne zusätzliche finanzielle Belastung zur Tracht gehörendes Zubehör anschaffen.


Am 27. März 1998 haben wir unsere „Schmuckstücke“ im Rahmen eines Heimatabends im Gasthaus Maier in Hainberg der Öffentlich keit vorgestellt. Zahlreiche Ehrengäste waren gekommen. Der da malige Kultusminister Dr. Hans Zehetmair gab den Goldhauben frauen die Ehre und zollte große Anerkennung für die Leistung der Landfrauen in Bezug auf Kultur und Brauchtum.
Wörtlich sagte der Minister: „Diese Tracht ist eine Pracht.“

Dr, Hans Zehetmeir mit der Trachtengruppe mit Original-Trachten mit Goldhauben, und außerdem
v.l.n.r: F. Rettenbacher, Bgm. Michael Bachmaier, H. Hecker, M. Flieger, K. Rettenbacher



Ebenfalls aus München war der Geschäftsführer des Landesvereins für Heimatpflege Martin Wölzmüller, angereist.
Im Anschluss an diese erste Präsentation nahmen wir an Fronleichnamsprozessionen, Priesterjubiläen und einer Primiz teil und unser Dabeisein fand immer große Beachtung. Viele Menschen spüren, dass das überlieferte Gewand unserer Ahnen auch in unserer Zeit seinen Stellenwert hat.
Im September 1999 begannen zehn Frauen unterschiedlicher Altersgruppen die in unserer Gegend heimische Riegelhaube zu sticken.
Wieder war es die Trachtenberaterin Franziska Rettenbacher und deren Ehemann Karl, die den Stickkurs leiteten. Beide sind uns im Bemühen um das heimatliche Gewand zu guten Begleitern und Beratern geworden. Am 3. Juli 2000 endete der Stickkurs im Gasthaus Hilz in Holzham und der Nähkurs für das passende Gwand begann, wieder unter der Leitung der Trachtenschneiderin Marianne Flieger. 
Die Goldhaubenfrauen und die Frauen mit Riegelhauben schlossen sich zusammen. Seit Herbst 2000 nennen sich die traditionsbewussten Landfrauen „Gold– und Riegelhaubengruppe Arnstorf-Kollbachtal.

Zur Pflege von Kultur und Brauchtum werden alle Generationen gebraucht und unsere Jugend ist dabei ganz wichtig. Darum haben wir von Anfang an Cornelia Hilz, unsere über aus zuverlässige Taferlträgerin, sowie Andrea Wagner, Annika und Stefanie Hecker, Katharina Irl und Stephanie Strobl mit der Mäd chenhaube in unsere Gruppe integriert.
Ehre und Freude zugleich war es für unsere Gruppe, dass wir im Jahr 2004 beim festlichen Trachten– und Schützenzug zum Okto berfest in München dabei sein durften.
Unser Grundsatz lautet: Wir wollen kirchlichen und weltlichen Festen eine besondere Note geben und die Freude am heimatlichen Gwand wecken. Außerdem sind wir offen für Menschen, die Hilfe brauchen. Auch die Einkehr beim Dorfwirt ist uns ebenso sehr wichtig, denn auch unsere Wirtshäuser bilden als Kommuni kations stätten ein hohes Kulturgut.
Wir freuen uns, wenn die Gruppe in den kommenden Jahren noch stärker wird und durch Frauen mit der Kopftuchtracht noch ergänzt wird.
Das Althergebrachte schätzen, aber offen sein für die Zukunft - so wollen wir leben.

Annemarie Hecker





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