Freitag, 10. Februar 2012

Zur Haube gehört das Gwand



Als nach mühevoller Kleinarbeit die Goldhaube gestickt war, wollten wir das kostbare Stück auch in der Öffentlichkeit präsen tieren, denn in der Vitrine sollte es nicht verstauben. 

Es musste ein Kleid her. Nach authentischen Vorlagen auf Votivtafeln, alten Trachtenbüchern und vor allem aus der Mappe „Ge brauchstrachten aus dem südöst lichen Nie der bayern für die ganze Fami lie“ von Franziska Retten bacher konn te man sich sein Kleid aus suchen. 

Einige Frauen ent schieden sich für das „Linzer Gold haubenkleid“ aus dem Buch „Österreichische Trachten“ von Franz C. Lipp. Als sich nun jede Teilneh merin ein geeignetes Modell ausgesucht hatte, ging es ans Stoff  kaufen. Bei einem gemein samen Ausflug in den Chiemgau zu einem Stoffgeschäft in Breitbrunn besorgte sich jede ihren Stoff samt Nähzutaten. Mit 6 bis 8 Metern hoch wer tigen Seidenstoffes musste jede Teil nehmerin rechnen, ein nicht ganz billiger Spaß

Bei einem Nähkurs, der sich über 12 Abende erstreckte, fertigten sich die Frauen unter Anlei tung der Trachten schnei derin Marian ne Flieger das neue Kleid. 

Als Erstes galt es, den 4 bis 5 Meter weiten Rock auf „Hansl“ zu stif teln. Ein Hansl ist ein ca. 6 Zentimeter breiter Stoff streifen mit eingewebtem Karomuster, der auf die Rückseite des Rockes ge näht wird. Er erleichtert wesentlich das händische Ein ziehen auf Stehfalten. 

Fleißige Hände beim Nähen

Dann wurde das Oberteil zu geschnitten. Den Schnitt hat Marianne Flieger für jede Frau maßgerecht ange fertigt. Nach vielem Heften und einigen Anpro ben nahm das Stück schon Form an. Nicht nur im Nähkurs, son dern auch bei vielen Stun den Haus aufgaben kam so manche ins Schwitzen. 

Zur Auszier wurden selbst genähte Rüschen oder Bor ten aus Samt auf das Kleid genäht. Von Hand gefertigte Knopflöcher oder Haken und Ösen dienten als Verschluss. Zur Vervollständigung musste auch noch ein reich mit Spitzen verzierter Unterrock her.

Marianne Aigner bedankt sich bei Annemarie Hecker für die guten Argumente, die zur Durchführung des Nähkurses geführt haben.

Als dann alles schön und fertig beisammen war, war jede Frau voller Stolz und Begeisterung bei einer Modenschau in Hainberg mit dabei, um ihr neues Gwand zu präsentieren. Neben vielen begeisterten Zuschauern und der einheimischen Prominenz war auch der damalige Kultusminister Dr. Hans Zehetmair sehr angetan von der Leistung der Goldhaubenfrauen.

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